Der alte Spruch „Handwerk hat goldenen Boden“ trifft auch heute noch zu. Trotz Pandemie sind die Auftragsbücher der Handwerksbetriebe voll.
Und trotzdem blicken etliche Branchen sorgenvoll in die Zukunft: Zu Rohstoff- und Ersatzteillieferproblemen kommt noch eine angespannte Personalsituation. Seit Jahren können zum Beispiel nicht alle offenen Ausbildungsplätze besetzt werden. Dabei gehört das Handwerk mit seinen verschiedenen Branchen zu einem Bereich, der seit jeher selbst schwierige Zeiten gut überstanden hat und zahlreiche Jobs mit sehr guten Zukunftschancen bietet.
Handwerksbetriebe bieten Arbeitsplätze im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen
Ohne Handwerker geht es nicht. Das dürfte jedem klar sein. Ob Installateur oder Heizungsbauer, ob Schreiner oder Zimmerer, ob Glaser oder Garten- und Landschaftsbauer, ob Maurer oder Elektriker, ob Raumausstatter oder Maler und Lackierer, Kraftfahrzeugmechatroniker oder Friseure, aber auch Köche, Metzger, Bäcker, Konditoren und viele mehr – in allen Bereichen rund um Haus, Wohnung, Auto, Ernährung sowie im täglichen Leben sind Handwerker gefragt. Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist geprägt durch zahlreiche Handwerksbetriebe sowie etliche mittelständische Unternehmen. Damit stellt das Handwerk auch einen großen Teil der Arbeitsplätze bereit und bietet tausenden von Landkreisbürgern Lohn und Brot.
Doch ein interessanter Fakt: Insgesamt 250.000 Auszubildende fehlen zurzeit im Bayerischen Handwerk. Ursachen hierfür sind unter anderem die Akademisierung der Gesellschaft und das nicht gerade hohe Ansehen der Mittelschule. So ist es oft zu beobachten, dass sich Kinder zwar für einen praktischen Beruf interessieren würden, aber von den Eltern zum Besuch einer höheren Schule gedrängt werden. Die Ansicht „Mein Kind muss studieren“ ist heute inzwischen leider ein bisschen aus der Zeit gefallen. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen kann dies gut beobachtet werden: Während die Gymnasien und die Realschulen aus allen Nähten platzen, nehmen die Schülerzahlen in den mehr praxisorientierten Mittelschulen kontinuierlich ab. Doch gerade von dort kommt ein großer Teil der späteren Auszubildenden im Handwerk.
Grundsätzlich haben die klassischen Vorstellungen von handwerklicher Arbeit in vielen Bereichen nicht mehr viel mit der heutigen Situation zu tun. Harte körperliche Arbeit wird heute vielfach unterstützt durch technische Vorrichtungen und Maschinen. Die Planung und Arbeitsvorbereitung geschieht aktuell häufig am Computer. Zum Handwerkzeug gehören unter anderem Lasermessgeräte. Auch die Energie- und Umwelttechnik gehört inzwischen zum Handwerk, wie etwa Solarthermie- und Photovoltaikanlagen oder Erdwärmeheizungen. Die moderne Technik hat also längst auch im Handwerk Einzug gehalten. Doch bei all diesen Hilfsmitteln braucht man im Handwerk natürlich nach wie vor praktisches Interesse und Geschick.
Auch Handwerksbetriebe von Lieferengpässen betroffen
Doch nicht nur mit einem Mangel an Auszubildenden kämpfen die Handwerksbetriebe. Auch die Probleme mit den Lieferketten treffen etliche Bereiche des Handwerks. Ob Maschinen und Geräte oder Ersatzteile und Rohstoffe: Durch die in den letzten Jahren immer stärker gewordene Abhängigkeit Deutschlands von ausländischen Herstellern – viele davon in Fernost – steigen die Lieferzeiten. Und dies leider oft zum Unverständnis der Kunden. Doch wenn zum Beispiel zur Reparatur eines Autos oder einer Heizungssteuerung ein elektronischer Chip oder eine Baugruppe fehlt, können durchaus Verzögerungen von Wochen bis hin zu Monaten die Folge sein. Einer Umfrage des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München (Ifo-Institut) vom Frühjahr 2022 zufolge meldeten 37,2 Prozent der Betriebe allgemeine Beeinträchtigungen. 31,5 Prozent der Unternehmen leiden konkret unter den Lieferengpässen.
Auch die Preissteigerungen schlagen sich im Handwerk nieder. Allein im März 2022 stiegen im Vergleich zum Vorjahr die Großhandelspreise um durchschnittlich 22,6 Prozent. Polsterer und Raumausstatter stöhnen zum Beispiel über immense Teuerungen bei den Schaumstoffen. Doch das Handwerk ist nicht nur von den gestiegenen Preisen getroffen, auch weitere Belastungen machen den Betrieben ganz erheblich zu schaffen. So treffen vor allem die exorbitante Teuerung beim Mineralöl, aber auch bei Stahl und anderen Baumaterial vor allem das Bauhandwerk schwer. Zur Inflation kommt dann noch die Baustoffknappheit hinzu. Diese Preissteigerungen wirken sich negativ auf die Kunden und das Handwerk aus. Praktisch alle Bereiche im Baugewerbe sind von den gewaltigen Preissteigerungen betroffen.
Das Handwerk bleibt zukunftssicher
Doch trotz all dieser Widrigkeiten blickt das Handwerk zuversichtlich in die Zukunft. Handwerkliche Leistung, Erfahrung und Können sind halt einfach nicht durch industrielle Angebote ersetzbar. Zwar können sich geschickte Heimwerker in einigen Fällen gut helfen, aber der allergrößte Teil der Kunden benötigt die Leistungen der Handwerker. Von der Gewährleistung sowie der Garantie der Sicherheit ganz zu schweigen. Und so wird das Handwerk auch diese durch Pandemie und Krieg verursachte Krise bewältigen. Der schnelle Wandel in Industrie und Wirtschaft wird im Lauf der Jahre erfahrungsgemäß so manchen heute beliebten Beruf unnötig machen. Aber Handwerker wird es wohl noch in hundert Jahren geben …
Hier über aktuelle Ausbildungsberufe informieren
Unsere Tipps, wenn Sie einen Handwerker beauftragen wollen:
● Überlegen Sie rechtzeitig, wann Sie die Handwerksleistungen brauchen. Die meisten (guten) Handwerksbetriebe haben lange Wartezeiten.
● Rechnen Sie bei längerfristigen Terminen zur Sicherheit mit Materialpreissteigerungen.
● Die Heizung leckt, die Stromleitung hat einen Kurzschluss? Sanitär- und Heizungsunternehmen sowie Elektriker bieten oft einen Notdienst.
● Und verzichten Sie bitte in sicherheitsrelevanten Bereichen (z. B. Hauselektrik, Heizung) auf private Basteleien.
Impressionen: Handwerk im Raum Wolfratshausen-Geretsried
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