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TUM-Vortrag: Wie Genom-Forschung die globale Ernährung sichern kann

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Über die Gene in unseren Pflanzen referierte Prof. Claus Schwechheimer, Leiter des Lehrstuhls für Systembiologie der Pflanzen, im Lindenkeller. Die Zuhörer staunten, wie schnell Forscher heutzutage das Genom – die Gesamtheit aller Gene eines Organismus – entschlüsseln.
Über die Gene in unseren Pflanzen referierte Prof. Claus Schwechheimer, Leiter des Lehrstuhls für Systembiologie der Pflanzen, im Lindenkeller. Die Zuhörer staunten, wie schnell Forscher heutzutage das Genom – die Gesamtheit aller Gene eines Organismus – entschlüsseln. © Lehmann

Genom-Forschung kann die globale Ernährung in Zeiten des Klimawandels sichern, sagt Experte Claus Schwechheimer. Er referierte künstlich in der Reihe TUM@Freising - Wissenschaft erklärt für alle.

Freising – Mit der beliebten Vortragsreihe „TUM@Freising – Wissenschaft erklärt für alle“ startete die Technische Universität (TU) am Dienstag im Lindenkeller erfolgreich ins neue Jahr. Auch 2020 möchte die Universität Einblicke in die Forschung gewähren und Laien wissenschaftliche Themen näherbringen. Claus Schwechheimer, Leiter des Lehrstuhls für Systembiologie der Pflanzen am Wissenschaftszentrum Weihenstephan, referierte vor vollem Haus darüber, wie die „Genomrevolution“ das Verständnis für Pflanzen verbessert.

Tausend Genome auf einmal analysieren

Schwechheimer sagte: „Wir wollen die Gene von Pflanzen verstehen.“ Die Fortschritte auf diesem Gebiet seien enorm, sagte der Systembiologe. „Im Jahr 2000 brauchte man noch hunderte von Wissenschaftlern, die an hunderten von Maschinen für viel Geld in zehn Jahren ein Genom analysierten.“ Heute gelinge es in kürzester Zeit mit wenigen Wissenschaftlern an nur einer Maschine, gleich tausende Genome zu analysieren – und das mit relativ geringem Kostenaufwand. Mit dem Wissen um die Gene in Pflanzen wird der Wissenschaft ermöglicht, Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Sorten und Arten zu bestimmen. Auch Rückschlüsse über die Ausbreitung, die genetische Vielfalt und Wirkmechanismen könne man so ziehen.

Die Chancen und Möglichkeiten für die Forscher sind enorm: Mithilfe einer Genschere könne man gezielt in jede Pflanze gehen und diese verändern. So sei es möglich, Krankheitserreger zu eliminieren, das Wachstum zu fördern und die Pflanze resistenter gegenüber Umwelteinflüssen zu machen – letztendlich auch, sie den Bedürfnissen der Menschen im Hinblick auf die Ernährung anzupassen. Als Beispiel nannte der Referent eine Weizenpflanze, die man unempfindlich gegenüber Mehltau machen könne, indem ein gewisses Gen einfach editiert werde. „Dies wäre mit herkömmlichen Züchtungsmethoden gar nicht möglich.“

Weltklimarat fordert, die Chancen zu nutzen

Der Weltklimarat habe explizit angemahnt, die Chancen dieser Genom-Editierung zu nutzen, um Züchtungsanstrengungen zu beschleunigen. Denn mit herkömmlichen Züchtungsmethoden könne man mit den Auswirkungen des Klimawandels nicht mehr Schritt halten.

Viele Fragen gab es in der anschließenden Diskussionsrunde – auch Skepsis gegenüber genveränderten Lebensmitteln. „Wenn die so harmlos sind, warum sind sie dann in der EU verboten?“, wollte ein Zuhörer wissen. Schwechheimer betonte, von genveränderten Lebensmitteln ginge keine Gefahr aus. Außerdem habe man als Industrienation auch eine Verpflichtung ärmeren Ländern gegenüber, und müsse langfristig die Welternährung sichern. Was das Verbot in der Europäischen Union angehe, so hätten Wissenschaftler europaweit eine Petition dagegen gestartet – das Ergebnis bleibt abzuwarten. Rosi Strasser

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